Motivation zum Weiterkämpfen

Welt verbessern Motivation

Die Welt ist noch zu retten!

Wie findet man die Motivation, um weiterzukämpfen?

Ein Interview mit Fabienne Schovenberg

Teil 1

Der Krieg in der Ukraine, die Folgen der Corona-Pandemie, die Einnahme Afghanistans durch die Taliban, Armut, Ausbeutung, Hungersnot und obendrein noch der angedrohte Untergang unserer Welt durch den Klimawandel: Krisen auf unserer Erde haben wir nun wirklich mehr als genug. Wie soll man bei all den negativen Entwicklungen noch optimistisch bleiben, was unsere Zukunft angeht? Woher findet man die Motivation weiterzukämpfen, wenn alles ausweglos erscheint? Und ist es um unsere Welt wirklich so schlecht bestellt, wie es uns erscheint? Mit diesen Fragen befasst sich die Autorin und Kommunikationsdesignerin im Bereich nachhaltiges Design, Fabienne Schovenberg, in ihrem Buch “Ist die Welt noch zu retten I Die Welt ist noch zu retten – Auf der Suche nach Motivation beim Weltverbessern”. Wir haben die Chance gehabt, sie zu interviewen und ihr all die Fragen zu stellen, die uns auf der Seele liegen.

Hallo Fabienne, wir freuen uns riesig, dass du dir heute die Zeit genommen hast, mit uns über dein Buch „Ist die Welt noch zu retten I Die Welt ist noch zu retten – Auf der Suche nach Motivation beim Weltverbessern“ zu sprechen. Zunächst einmal: Was hat dich dazu veranlasst, dein eigenes Buch zu einem Thema schreiben zu wollen, das praktisch „zwischen die Ritzen“ fällt und dem man sonst kaum Aufmerksamkeit schenkt, nämlich, wie finde oder behalte ich meine Motivation beim Weltverbessern? Es ist ja gerade KEIN Ratgeber dazu, wie man die Welt verbessert.

SCHOVENBERG: Ich glaube, ich habe das Buch geschrieben, weil ich mir gerade das gewünscht habe, nämlich keinen Ratgeber, die oftmals alles zu einfach aussehen lassen, sondern ein Buch, das sich mit den negativen Gefühlen, dem Frust, der Wut und der Angst beschäftigt und diese anerkennt, wenn eben doch nicht alles so einfach funktioniert wie gehofft. Natürlich können Ratgeber auch ein guter Einstieg in das Thema sein, gerade weil es tatsächlich auch mal ganz einfach sein kann, kleine Schritte in ein nachhaltigeres Leben zu gehen. Aber das heißt nicht, dass dann direkt alle Probleme gelöst sind oder dass der Weg dahin immer einfach ist oder es uns dabei immer super geht. Deswegen habe ich mit meinem Buch versucht, eben auch mal offen darüber zu schreiben, wie ätzend man sich dabei fühlen kann, die Dinge besser machen zu wollen und was für dämliche Gedanken man sich da manchmal macht. Wie man sich ganz oft abrackert, nur um dann das Gefühl zu bekommen, es bringt ja alles doch nichts. Dann helfen einem die 10-Schritte-Ratgeber nämlich nicht weiter. Das Problem ist dann nicht, dass wir nicht wissen, was wir machen können, sondern dass wir das Gefühl haben, wenn wir das machen, verändert es trotzdem nichts. Deswegen ist es so wichtig, eine Schicht tiefer zu gehen und sich mit der Frage der Perspektive zu beschäftigen. Denn das ist etwas, das uns keiner nehmen kann, ganz unabhängig von den äußeren Umständen. Wir können uns immer entscheiden, wie wir auf ein Problem blicken und wie wir damit umgehen.

Das Weltverbessern ist, wie du sagst, wirklich keine einfache Sache. Inwiefern ist das Ziel, die Welt verbessern zu wollen, ein bösartiges Problem und vielleicht gar nicht so harmlos, wie es erscheint?

SCHOVENBERG: Bei bösartigen Problemen handelt es sich ja um Probleme, die keine eindeutigen Lösungen haben, wie es etwa bei Matheaufgaben der Fall ist. Stattdessen sind es sehr komplexe, über mehrere Dimensionen gehende Probleme, die eine unendliche Menge an Faktoren beinhalten, die durch jede Entscheidung, die man trifft, beeinflusst werden. Die Frage, wie die Welt zu retten ist, ist demnach auch ein bösartiges Problem, allerdings kommt hier noch ein weiterer Faktor hinzu, der das Ganze problematisiert. Die Frage an sich ist nämlich schon irreführend, denn “die Welt retten” ist eine Aufgabe, die gar nicht bewältigt werden MUSS und KANN. Sie suggeriert ein lineares Denken, nämlich, dass die Welt kaputt oder krank ist, wir sie heilen müssen und sie dann gerettet und damit das Problem abgehakt ist. Für die Welt, mit all ihrer Komplexität, gibt es keine einfache “gut oder schlecht”-Lösung. Stattdessen sollten wir uns fragen, wie wir an welchen Stellen etwas tun können, das nachhaltig etwas besser machen und etwas Schlechteres vermeiden könnte. Wobei auch hier “besser” und “schlechter” sehr subjektiv ist.

In deinem Buch beschreibst du das seltsame Image des “Weltverbessers”. Dabei gehst du darauf ein, dass dieses Image ganz stark von verschiedenen Stereotypen und negativen Vorstellungen beeinflusst wird. Woher kommt diese negative Haltung “Weltverbesser:innen” gegenüber?

SCHOVENBERG: Ich glaube, es ist immer unangenehm, wenn da eine Person ist, die das, was für dich normal und gut ist, anzweifelt, egal ob durch Worte oder durch die Art, wie sie es anders tut. Durch ihre bloße Existenz oder den Fakt, dass sie etwas anders macht als man selbst und damit zeigt, dass es eine andere Möglichkeit gibt, stellt sie eine Bedrohung des eigenen Weltbilds oder der eigenen Lebensweise dar. Ich merke z. B. immer wieder in meinen eigenen Freundes- und Familienkreisen, dass ich oft als Maßstab genommen werde, obwohl ich eigentlich gar nicht missionierend durch die Gegend laufe und ihnen sage, was sie zu tun haben oder was sie besser zu tun hätten. Natürlich spreche ich über Dinge, die ich nicht gut finde, aber ich sage auch immer, dass alle ihren Lebensstil und ihre eigene Haltung mit sich selbst ausmachen müssen. Ich kann für niemanden außer mich selbst die Entscheidung treffen und trotzdem werde ich dann auch mal zur Schuldigen gemacht, für Probleme, die eigentlich nicht an mir liegen. Einfach nur, weil durch mein eigenes anderes Handeln der Widerspruch oder Gewissenskonflikt, der bei anderen herrscht, bewusst gemacht wird. Und das ist natürlich schmerzhaft, zu realisieren, da ist mehr, dein eigenes Weltbild stimmt nicht oder deckt nur einen Bruchteil des Problems ab. Ich muss das selbst immer wieder realisieren. Oft reagiert man dann darauf, indem man das neue Wissen verleugnet, weil man anfängt, sich selbst auf der “schlechten” Seite zu sehen. Also ist es völlig klar, dass da viele Leute in eine Verteidigungsposition gehen und das sorgt, glaube ich, auch dafür, dass es beim Thema Weltverbesserung zu so einer Spaltung kommt und sich manche Leute darüber lustig machen. Aus Schutz davor, sich selbst eingestehen zu müssen, dass man eventuell falsch liegen könnte.

Es kommt letztendlich also auch darauf an, ob man diese “gezwungene” Selbstauseinandersetzung mit seinem eigenen Weltbild als etwas produktives, positives sieht, das einem dabei helfen könnte, die Dinge mit einem klareren Blick zu sehen oder ob man sich dadurch eher angegriffen und schlecht gemacht fühlt – kurz gesagt: auch hier spielen, wie immer wieder in deinem Buch, Perspektiven eine große Rolle.

Interviewerin: Amira Hajredini

Das Video zum Interview: Teil 1

Musik: https://www.musicfox.com/

Zum zweiten Teil des Interviews:

Zum dritten Teil des Interviews:

Ist die Welt
Ist die Welt noch zu retten I Die Welt ist noch zu retten
Fabienne Schovenbergs Buch “Ist die Welt noch zu retten I Die Welt ist noch zu retten – Auf der Suche nach Motivation beim Weltverbessern” über die Hürden beim Weltverbessern, unseren Hang zur Negativität, den Einfluss unseres Mindsets auf den Zustand der Welt und das Motivation- und Hoffnungschöpfen können Sie direkt in unserem Webshop bestellen.
Schovenberg
Fabienne Schovenberg
Fabienne Schovenberg ist selbstständige Kommunikationsdesignerin für Nachhaltigkeit. Sie gestaltet Kommunikation und setzt sich mit ihrer Arbeit für Mitmenschen, Umwelt und Zukunftsfähigkeit ein. Sie denkt und schreibt gerne, um die Welt besser zu verstehen, und teilt ihre Erkenntnisse mit anderen.

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