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Exorzismus im 21. Jahrhundert: Die Rückkehr des Dämonischen in der Gegenwartsgesellschaft

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der zunehmenden Verbreitung und Popularisierung katholischer Exorzismus-Praktiken in der modernen Gesellschaft. Er analysiert, wie die katholische Kirche auf das gesteigerte Interesse an Dämonen, Besessenheit und Exorzismus reagiert, indem sie christliche Glaubensvorstellungen und Praktiken neu inszeniert und transformiert.

Wiederbelebung alter Praktiken

In einer Welt, die von Technologie und Wissenschaft dominiert wird, erleben wir ein überraschendes Wiederaufleben eines der ältesten und umstrittensten Rituale der katholischen Kirche: den Exorzismus. Dieser Blogbeitrag beleuchtet die zunehmende Popularität von Exorzismus-Praktiken und ihre Verankerung in der Gegenwartsgesellschaft.

Das Phänomen des modernen Exorzismus

Die katholische Kirche hat in jüngerer Zeit ein steigendes Interesse an Exorzismus und Dämonenbesessenheit wahrgenommen. Diese Entwicklung ist nicht nur auf religiöse Kreise beschränkt, sondern findet auch in der Populärkultur und in therapeutischen Kontexten Anklang. Dies hat zu einer neuen Form der Präsentation und Interpretation dieser alten Praktiken geführt.

Gabrielle Amorth und die Internationale Vereinigung der Exorzisten

Ein Schlüsselelement in der Wiederbelebung des Exorzismus ist die von Gabrielle Amorth gegründete Internationale Vereinigung der Exorzisten (IAE) im Jahr 1990. Als eine Art globaler Dachverband bietet die IAE eine Plattform für den Austausch und die Verbreitung von Wissen über Exorzismus-Praktiken. Amorth, ein renommierter italienischer Exorzist, hat maßgeblich dazu beigetragen, die Praxis des Exorzismus in der modernen katholischen Kirche zu revitalisieren und zu professionalisieren.

Medien und Exorzismus

Ein weiterer Schlüsselfaktor für die Popularisierung des Exorzismus ist die Rolle der Medien. Durch Filme, Fernsehserien und Internet hat sich das Bild des Exorzismus gewandelt. Die Kirche nutzt diese Plattformen, um ihre Botschaften zu verbreiten und christliche Narrative mit modernen wissenschaftlichen Ansätzen zu verknüpfen. Ein Beispiel dafür, dass dieser Trend selbst das römisch-katholische Exorzisten-Feld erfasst hat, zeigt sich darin, dass Exorzisten Dämonenaustreibungen via Skype oder über ihr Smart-Phone durchführen und Exorzismus-Gebete als App jedem zugänglich gemacht werden.

Grenzgänge zwischen Religion und Wissenschaft

Interessant ist die Verbindung von Exorzismus-Praktiken mit wissenschaftlichen und medizinischen Konzepten. Die katholische Kirche versucht, ihre Lehren zu modernisieren und sie an die heutigen Verständnisse von Psychologie und Medizin anzupassen. Dieser Ansatz hat die Grenzen zwischen Glauben und Wissenschaft verwischt und neue Diskussionen über die Natur von Besessenheit und Exorzismus angeregt.

Der Exorzismus in der Praxis

Die Durchführung von Exorzismen folgt strengen Richtlinien und ist oft mit intensiven Vorbereitungen und Schulungen verbunden. Exorzisten müssen eine tiefe Verbindung zu ihrem Glauben und ein gutes Verständnis psychologischer und medizinischer Aspekte besitzen. Dies zeigt, wie ernst die Kirche diese Praktiken nimmt und wie sie versucht, sie verantwortungsvoll in die moderne Welt zu integrieren.

Der Kurs „Exorzismus und Gebete um Befreiung“

Die katholische Kirche hat auch auf die Notwendigkeit einer fundierten Ausbildung für Exorzisten reagiert. Ein Beispiel dafür ist der Kurs „Exorzismus und Gebete um Befreiung“, der darauf abzielt, Teilnehmern ein tiefes Verständnis des Exorzismus zu vermitteln. Der Kurs deckt theologische, psychologische und rechtliche Aspekte ab und bereitet die Teilnehmer darauf vor, verantwortungsvoll mit Besessenheitsfällen umzugehen.

Fazit: Exorzismus im 21. Jahrhundert

Der Exorzismus in der katholischen Kirche steht beispielhaft für die Dynamik und Anpassungsfähigkeit religiöser Praktiken in einer sich ständig verändernden Welt. Dieses Phänomen verdeutlicht, wie tief verwurzelte Glaubensvorstellungen sich weiterentwickeln und in neuen Formen Ausdruck finden können. Es ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie Religion und Tradition im Dialog mit der modernen Gesellschaft stehen.

Der vollständige Beitrag ist erschienen im Handbuch der Religionen:

Bauer, Nicole Maria: Die Popularisierung von katholischen Exorzismus-Praktiken in der Gegenwartsgesellschaft. 69. Ergänzungslieferung 2021. In: Michael Klöcker, Udo Tworuschka & Martin Rötting (Hg.): Handbuch der Religionen. Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften in Deutschland und im deutschsprachigen Raum [Handbook of Religions. Churches and other Religious Communities in Germany and German-speaking Countries]. Westarp Science Fachverlag, Hohenwarsleben 2024.

Schlagwörter:

Gegenwärtiger Exorzismus, dämonische Besessenheit, Gegenwartsreligiosität, Katholizismus, Popularisierung der Religion, Vermarktung des Religiösen

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