Halal-Ernährung und Zertifizierung

Handbuch der Religionen, IV. Islam

Irem Kurt

Halal-Ernährung und Zertifizierung

Zusammenfassung und Schlagwörter

Die Halal-Ernährung, die die rituellen Speisevorschriften des Islams repräsentiert, stellt seit jeher ein wesentliches Identitätsmerkmal muslimischer Gesellschaften dar. Die islamischen Speisevorschriften basieren auf koranischen Verboten (Sg. ḥarām) und werden durch prophetische Handlungen und Anweisungen ergänzt. Dabei spielt die Ernährungs- und Konsumweise des Propheten eine zentrale Rolle für die islamische Speiseethik, die im Kontext des globalen Umweltbewusstseins zunehmend Beachtung findet. In überwiegend muslimischen Ländern hat sich eine Sensibilität für Halal-Ernährung herausgebildet, die durch private und staatlich überwachte Halal-Zertifizierungen und -Akkreditierungen gesichert wird. Die Globalisierung sowie die zunehmende Migration von Musliminnen und Muslimen führen dazu, dass die Diskurse und Spannungsfelder der Halal-Ernährung auch in der westlichen Hemisphäre immer mehr an Bedeutung gewinnen. Der vorliegende Artikel skizziert zunächst die theologischen Grundlagen der Halal-Ernährung anhand der koranischen Speiseverbote und deren Auslegung durch muslimische Rechtsgelehrte, wobei wesentliche Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Rechtsschulen thematisiert werden. Anschließend werden die globale Entwicklung der Halal-Zertifizierung, ihre wichtigsten Akteure und Problemfelder umrissen. Der Beitrag schließt mit einem kurzen Ausblick zu alternativen Auslegungsformen der islamischen Speisegebote, die die koranische Konzeption der Mitwelt berücksichtigen und den Fokus auf eine islamische Ethik der Ernährung legen.
Halal-Ernährung, islamische Speiseethik, Halal-Zertifizierung, rituelle Reinheit, Umwelt, Mitwelt, halālan tayyiban (ganzheitliches Halal)

Halal Nutrition and Certification

Summary and Key Words

Halal nutrition, representing the ritual dietary laws of Islam, has long been a fundamental identity marker in Muslim societies. Islamic dietary laws are based on Quranic prohibitions (sg. ḥarām) and are supplemented by prophetic acts and instructions. The dietary and consumption practices of the Prophet play a central role in Islamic dietary ethics, which are increasingly gaining attention in the context of global environmental awareness. In predominantly Muslim countries, a sensitivity for Halal nutrition has developed, secured through private and state-monitored Halal certifications and accreditations. The forces of globalization along with the rising migration of Muslims are amplifying the relevance of debates and conflicts associated with Halal nutrition in the Western hemisphere. This article first outlines the theological foundations of Halal nutrition based on Quranic dietary prohibitions and their interpretation by Muslim jurists, addressing significant differences within the legal schools (maḍāhib). It then sketches the global development of Halal certification, its key players, and challenges. The contribution concludes with a brief presentation of alternative interpretations of Islamic dietary laws that consider the Quranic concept of the environment and focus on an Islamic ethic of nutrition.Halal Nutrition, Islamic Dietary Ethics, Halal Certification, Ritual Purity, Environment, Shared Environment, Halālan Ṭayyiban (Halal and Wholesome)

84. Ergänzungslieferung / 2025 / Gliederungs-Nr.: IV – 1.16

Newsletter abonnieren