Wirkungen von Meditation

Handbuch der Religionen, I. Grundlegende Artikel

Peter Sedlmeier

Wirkungen von Meditation

Zusammenfassung

Meditation ist ein Sammelbegriff für viele unterschiedliche Techniken, die häufig in Ansätzen wie Vipassana, Zen, oder Yoga-Meditation kombiniert werden. Ursprünglich dienten diese Techniken ausschließlich spirituellen Zielen, bezeichnet als „Erleuchtung“ oder „Befreiung“. Mittlerweile wird Meditation, oft unter dem Label „Achtsamkeitsmeditation“ zu einem großen Teil ohne Bezug zu spirituellen oder religiösen Traditionen durchgeführt. Zentrale Ziele hierbei sind, Leiden zu lindern, die Leistung zu steigern und das Wohlbefinden zu erhöhen. Die zahlreichen bislang vorliegenden Studien zur Wirksamkeit von Meditation befassen sich nahezu ausschließlich mit letzteren Zielen. Die beste Zusammenfassung der Ergebnisse in den Studien, in denen Auswirkungen auf eine Vielzahl von kognitiven, emotionalen und Verhaltensvariablen untersucht wurden ist wohl: „Meditation wirkt universell positiv“. Dies zeigte sich in mehreren Metaanalysen sowohl für Gesunde als auch für Patienten mit meist psychischen Problemen, wobei die Effekte für Patienten im Durchschnitt etwas geringer ausfielen. Die Studien, die sich mit Auswirkungen auf Gehirnstrukturen und Gehirnprozessen befassten stützen den positiven Eindruck. Trotz der überzeugenden Effekte ist die Meditationsforschung noch immer relativ theoriearm. Hier wird es sich lohnen, psychologische Theorien, die aus den alten indischen Schriften extrahiert werden können und neuere westliche Ansätze zusammenzubringen.

Vipassana, Yoga, Zen, Achtsamkeit, Leiden, Leistungssteigerung, Wohlbefinden, Metaanalysen, Psychologie, Gehirnstruktur, Gehirnprozesse

Summary

Meditation is an umbrella term for many different techniques, which are often bundled into more comprehensive approaches to meditation, such as Vipassana, Zen, or Yoga-meditation. Originally, these techniques served a single spiritual purpose, termed “enlightenment” or “liberation”. Meanwhile, meditators practice many varieties of “mindfulness meditation” without any reference to spiritual or religious traditions. Now, many meditators use the techniques to suffer less, achieve more, and increase their well-being. Most of the studies on the effects of meditation dealt with the latter aims of meditation and examined its effects on a wide variety of cognitive, emotional and behavioral variables. The general finding of these studies may be summarized as: “Meditation has universally positive effects.” This conclusion was drawn in several meta-analyses that examined effects for healthy practitioners as well as patients who mostly suffered from psychological problems. However, the effects for patients were on average less pronounced than those for healthy meditators. Studies that looked at the effects of meditation on brain structures and brain processes support the positive impression. Despite the convincing effects, meditation research still lacks a comprehensive theory. To make progress in this respect, it seems worthwhile to combine psychological theories extracted from ancient Indian approaches with recent western attempts to explain the effects of meditation.

Vipassana, Yoga, Zen, mindfulness, suffering, brain structures, psychology, brain processes, meta-analyses, achievement, well-being

55. Ergänzungslieferung / 2018 / Gliederungs-Nr.: I – 14.7.1

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