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Religion und Flucht aus religionssoziologischer Perspektive

Handbuch der Religionen, I. Grundlegende Artikel

Alexander-Kenneth Nagel

Religion und Flucht aus religionssoziologischer Perspektive

Zusammenfassung

Der Beitrag trägt aktuelle empirische Einsichten der sozialwissenschaftlichen Religionsforschung zur jüngeren Fluchtmigration zusammen. Im ersten Teil werden Befunde zur Veränderung der religiösen Landschaft in Deutschland und Europa durch die Fluchtmigration dargestellt. War die Zuwanderung in die europäischen Länder lange vornehmlich christlich geprägt, gehört die Mehrheit der unlängst Geflüchteten einer islamischen Glaubensrichtung an. Anders als die muslimischen Arbeitsmigranten treffen die Flüchtlinge dabei auf eine entwickelte muslimische Zivilgesellschaft. Im zweiten Teil werden daher ausgewählte Ergebnisse einer quantitativen Auswertung zur Beteiligung von Musliminnen und Muslimen in der Flüchtlingshilfe präsentiert. Dabei wird deutlich, dass Muslime (anteilsmäßig) deutlich häufiger im Bereich der Flüchtlingshilfe aktiv waren als Christen oder Konfessionslose. Durch die sogenannte „Flüchtlingskrise“ ist eine Situation entstanden, in denen die sprachlichen und kulturspezifischen Kompetenzen der in Deutschland lebenden Muslime (und anderer Menschen mit Migrationshintergrund) erstmals systematisch abgerufen und wertgeschätzt werden. Zugleich stellt die religiöse Pluralisierung öffentliche Einrichtungen wie Flüchtlingsunterkünfte vor neue Herausforderungen. Im dritten Teil des Beitrags wird daher exemplarisch das Ringen der Mitarbeitenden um religiöse Neutralität aufgezeigt.

Flucht, Diversität, Flüchtlingshilfe, Zivilgesellschaft, Islam, Christentum

Summary

The article shows current empirical insights of sociological religious research on forced migration and refugees. In the first part, findings on changes in the religious landscape in Germany and Europe related to forced migration are presented. Whereas immigration into European countries was predominantly Christian for a long time, the majority of recent refugees are Muslim. Unlike the Muslim migrant workers, the refugees encounter a developed Muslim civil society. The second part presents selected results of a quantitative evaluation of the participation of Muslims in refugee aid. It becomes clear that Muslims (proportionately) were significantly more active in the field of refugee aid than Christians or non-denominationals. The so-called „refugee crisis“ has created a situation in which the linguistic and cultural competences of Muslims living in Germany (and other people with a migrant background) are systematically needed and valued for the first time. At the same time, religious pluralization poses new challenges to public institutions such as refugee shelters. Finally, in the last section of the article, the struggle of employees for religious neutrality is shown as an example.

Religion Statistics, New Religious Movements, Religious Plurality, Research of Religions on-site, Islam, Weltanschauungen, Organized Unaffiliated People

56. Ergänzungslieferung / 2018 / Gliederungs-Nr.: I – 29.1

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