Konfessionslose in Deutschland

Handbuch der Religionen, I. Grundlegende Artikel

Gert Pickel

Konfessionslose in Deutschland

Zusammenfassung

Die Anzahl der Mitglieder der christlichen Kirchen in Deutschland ist sinkend. Im Gegensatz dazu ist eine kontinuierliche Zunahme von Konfessionslosen festzustellen. Diese Entwicklung deutet in die Richtung eines Säkularisierungsprozesses. Aber auch andere Interpretationen sind möglich. So könnten die Konfessionslosen zwar in Distanz zur Organisation Kirche stehen, aber persönlich, individuell religiös sein. Der empirisch abgesicherte Beitrag kommt zu dem Schluss, dass Konfessionslose eine vielfältige Gruppe sind, allerdings diese Vielfalt begrenzt ist. Die meisten Konfessionslosen sind auch nichtreligiös oder religiös indifferent. Nur eine kleine Gruppe von vier ermittelten Typen besitzt noch religiöse Spurenelemente. Der wichtigste Grund für die beobachtete Entwicklung ist die Erosion religiöser Sozialisation in den letzten Jahrzehnten. Dies bedeutet: Religiöses Wissen und Anschlussfähigkeit an religiöse Kommunikation erodieren. Auch Spiritualität ist dabei kein Ersatz. Im Gegenteil, eine nicht unwesentliche Zahl der Kirchenmitglieder der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland bezeichnen sich ebenfalls als nichtreligiös oder glauben nicht mehr an Gott. Es existiert eine enge Verbindung zwischen christlicher Religiosität und Kirchenmitgliedschaft, aber eben auch zwischen Konfessionslosigkeit und Nichtreligiosität. Die soziale Seite von Kirche spielt dabei eine positive Rolle für die Mitgliedschaft. Zukünftig ist ein Weiterlaufen des bislang beobachtbaren Prozesses einer zunehmenden Entkonfessionalisierung und Entkirchlichung Deutschlands sehr wahrscheinlich.

Konfession, Kirche, Konfessionslose, Säkularisierung, religiöse Sozialisation

Summary

The number of members of the Christian Churches in Germany is shrinking. In contrast, there is a continuous rise of the number of non-members. This development points into the direction of secularization. But, also other interpretations are possible. Perhaps the non-members are only in distance to the organization church, but personally religious. The empirically based article points out, that the non-members of Church are a plural group, but that the plurality is limited. Most non-members are also non-religious or indifferent in their religiosity. Only a small group, out of four groups of non-members detected, is somewhat religious. The most common reason is the erosion of religious socialization over the last decades. That means, the relations of the non-members to religious knowledge and understanding erode, too. Even spirituality is no substitute. No small number of members of the Protestant and Catholic Church describes itself as non-religious or do no longer believe in God. There is a strong connection between Christian religiosity and Church membership, but also between non-membership and non-religiosity. The social goods of the Church seem to play a positive role in this relation. For the future, a continuing development to more non-members is highly presumable.

Confession, Church, Nonmembers, Secularization, religious Sozialization

55. Ergänzungslieferung / 2018 / Gliederungs-Nr.: I – 28.1

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