Jainismus

Handbuch der Religionen, XI. Jainismus

Patrick Felix Krüger

Jainismus

Zusammenfassung

Der Jainismus (auch: Jinismus) ist eine indische Erlösungsreligion, die sich der Überlieferung zufolge um die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends im nordöstlichen Indien herausbildete. Im Mittelpunkt steht die Verehrung der Jinas, einer Reihe von 24 mythischen Verkündern oder Erneuerern einer als ewig vorgestellten Heilslehre, die durch die Praxis strenger Askese und absoluter Gewaltlosigkeit (ahiṃsā) eine Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten anbietet. Der Jainismus ist neben dem Brahmanismus („Hinduismus“) und dem Buddhismus die dritte Religion, die im alten Indien entstand und bis heute fortbesteht. Im Gegensatz zu den zwei letztgenannten ist die Kenntnis über den Jainismus im Westen jedoch kaum über fachwissenschaftliche Kreise hinausgelangt und führt heute selbst innerhalb der Religionswissenschaften ein Nischendasein. Die Zahl seiner Anhänger, die sich selber als „Jains“ oder „Jainas“ bezeichnen, liegt heute zwischen sechs und zehn Millionen. Sie zerfallen in die beiden Hauptrichtungen der Śvetāmbaras („weißgekleidete“ [Mönche und Nonnen]), deren religiöse Zentren vor allem im nordwestlichen Indien liegen, und der Digambaras („luftgekleidete“, das heißt Nackte [Mönche]), die überwiegend im südlichen Indien beheimatet sind.

Jainismus, Südasiatische Religionen, Indien, Askese, Gewaltlosigkeit

Jainism

Summary

Jainism (or Jinism) is an Indian religion of redemption that according to tradition came into existence around the middle of the first millennium BCE in northeastern India. It is centered around the veneration of the Jinas, a series of 24 mythical enunciators or renovators of an eternal doctrine of salvation. It propagates a practice of strict asceticism and rigorous non-violence that is believed to lead to salvation from the cycle of rebirths. Besides Brahmanism („Hinduism“) and Buddhism Jainism is the third religion to come from ancient India that still exists today. In contrast to the latter two, however, knowledge of Jainism in the West has hardly reached beyond academic circles and is now a niche even within that of religious studies. The number of followers, who call themselves „Jains“ or „Jainas“, today ranges between six and ten million; they fall into the two main groups, the Digambaras („dressed in white“ [monks and nuns]) whose religious centres are mainly located in northwestern India, and the Digambaras („dressed in air“, i.e. naked [monks]) mostly based in southern India.

Jainism, South Asian Religions, India, Asceticism, Non-Violence

68. Ergänzungslieferung / 2021 / Gliederungs-Nr.: XI

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