Alltagskulturen der Konversion in Deutschland

Handbuch der Religionen, I. Grundlegende Artikel

Christine Bischoff

Alltagskulturen der Konversion in Deutschland

Zusammenfassung

Religionen pflegen sehr unterschiedliche Praktiken des Umgangs mit Konversionen. Dies trifft für den Eintritt in eine religiöse Gemeinschaft und die dort gepflegten Aufnahmerituale genauso zu wie für den Austritt. Der Artikel führt aus, inwiefern Konversionen im Alltag als eine Form des komplexen sozialen und kulturellen Identitätsmanagements und Ausdruck religiöser Diversifizierungsprozesse verstanden werden können. Es wird erläutert, warum es wichtig ist, Konversionen und die damit verbundenen Praktiken des Bekennens als diskursive und kommunikative Prozesse zu verstehen und zu analysieren. Konversion ist ein Phänomen, das sich nicht nur durch eine hohe Pluralität der Motive auszeichnet: Beim Ein-, Aus- und Übertreten von einer beziehungsweise zu einer Religionsgemeinschaft entstehen komplexe inter- und transreligiöse Zwischenräume. Um diese erfassen zu können, ist eine erweiterte Definition von Konversion sinnvoll, worunter nicht nur der Wechsel von einer Religion zu einer anderen, sondern unter Umständen auch von der bisherigen Konfessionslosigkeit hin zur bewussten religiösen Anbindung gemeint sein kann.

Konversion, gelebte Religiosität, religiöse Alltagskultur, Agency, Transreligiosität

Everyday Cultures of Conversion in Germany

Summary

Religions have very different practices of dealing with conversions. This is just as true for the entry into a religious community and the admission rituals cultivated there as it is for the exit. The article explains to what extent conversions in everyday life can be understood as a form of complex social and cultural identity management and an expression of religious diversification processes. It explains why it is important to understand and analyse conversions and the related practices of confession as discursive and communicative processes. Conversion is a phenomenon that is not only characterized by a high plurality of motives: complex inter- and transreligious spaces arise when entering, leaving and transgressing from or to a religious community. In order to be able to grasp these, an extended definition of conversion makes sense, which can mean not only the change from one religion to another but, under certain circumstances, also from the previous non-denominational to the conscious religious connection.

Conversion, Lived Religiosity, Religious Everyday Life, Agency

65. Ergänzungslieferung / 2020 / Gliederungs-Nr.: I – 9.6

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