Was erleben Menschen beim Nahtod?

Der Sterbeprozess – vom Loslassen und Neugierigsein

Was erleben Menschen beim Nahtod? Und wie läuft der eigentliche Sterbeprozess ab? Diese Themen interessieren viele Personen, denn Sterben und Tod gehören zu unserem Leben untrennbar dazu. Autor Peter Fenwick gibt auf diese drängenden Fragen in seinem aktuellen Buch „Die Kunst des Sterbens“ wichtige Antworten.

5. Juni 2021.In vielen Gesprächen mit Sterbenden und Menschen mit Nahtodeserfahrungen hat Dr. Peter Fenwick, seines Zeichens Neuropsychiater und Naturwissenschaftler, die verschiedenen Stadien des Sterbens erforscht. Es ist in der Regel ein allmählicher Prozess und viele Menschen spüren den Tod instinktiv kommen, schon Wochen, bevor er tatsächlich eintritt.

So berichtet Fenwick beispielsweise von einem Mädchen, das nicht in die Schule gehen wollte, weil es Angst hatte, an diesem Tag zu sterben. Die Mutter drängte es dazu – und eine rutschende Kohlenhalde verschüttete die Schule und das ganze Dorf. Unter den rund 100 Toten war auch das Mädchen. Interessant sind auch Vorahnungen Verwandter. So träumte eine Mutter, ihre noch grundschulpflichtige Tochter würde von einem Auto erfasst. Der Traum war sehr real und daher für sie schrecklich. Tatsächlich passierte der Unfall einen oder zwei Tage später und das Mädchen starb.

Neben solchen Vorahnungen gibt es Besuche der Toten bei den noch Lebenden. So erschien der Sohn einer Mutter ihr im Traum und erklärte ihr, es gehe ihm sehr gut. Die Mutter wusste daraufhin, dass ihr Sohn gestorben war, was sich dann auch bewahrheitete.

Außerdem hat sicher jeder schon davon gehört, dass Uhren stehen bleiben und Hunde heulen, wenn geliebte Menschen sterben. Es sind Phänomene, die kaum erklärt werden können, aber dennoch passieren.

Der Prozess des Sterbens

Was geschieht, wenn wir auf dem Sterbebett liegen? Auch hier passieren die ungewöhnlichsten Dinge. So ist allgemein bekannt, dass zahlreiche Menschen sich ganz kurz vor ihrem Tod noch einmal aufrichten, sich plötzlich bewegen (obwohl vorher unbeweglich) und sogar Menschen wiedererkennen, die sie lange Zeit nicht mehr erkannt haben. Man nennt dieses Phänomen Luzidität: eine terminale Geistesklarheit oder ein, wie es früher hieß, „Aufleuchten vor dem Tod“. Unmittelbar danach sterben sie. Es ist noch unklar, was in den Gehirnen dieser Menschen geschieht, dass dies alles möglich wird.

Weit mehr als 100 Besuche am Sterbebett hat Fenwick mit seinem Team untersucht; und zwar in mehreren Ländern. Meist waren es enge Verwandte, die dem Sterbenden versichern, dass es ihnen gut geht, dass er keine Angst vor dem Tod haben muss und dass sie da sind, um ihn nach dem Tod zu begleiten. Offenbar warten Licht und Liebe auf die Toten beziehungsweise das, was wir als Seele bezeichnen. Auch von der Anwesenheit spiritueller Wesen ist die Rede.

Fassen wir zusammen: Der Sterbeprozess läuft in verschiedenen Stufen ab. Zuerst beginnen die Vorahnungen, dann dauert es, so die Angaben des in Fenwicks Buch zitierten Dalai Lamas, etwa zwei Jahre bis zum Tod. Diese Zeitspanne kann aber auch deutlich kürzer sein, wie die oben genannten Beispiele zeigen. Die zweite Phase, wie Fenwick sie nennt, beginnt etwa acht Wochen vor dem Tod. In dieser Zeit, vor allem in den letzten 14 Tagen, kommen Sterbebettbesucher. In der nächsten Stufe bringen Sie den Sterbenden in die neue Realität, die auf ihn wartet. Das letzte Phänomen, das vor dem Tod auftritt, ist die Luzidität. Nach Monika Renz, über die Fenwick in einem Interview spricht, gibt es drei Sterbephasen: Prä-Transition, Transition und Post-Transition. Übrigens kann ein Sterbender laut Fenwick seinen Tod vielleicht einen Moment hinauszögern, wenn er noch einen nahen Angehörigen ein letztes Mal sehen will. Aber nur aus einem solch gewichtigen Grund, ansonsten geht dies nicht.

Loslassen und neugierig sein

Befragt danach, was angesichts des Sterbens und Todes wichtig für uns ist, stellt Fenwick mehrere Themen besonders heraus: Das Wichtigste ist, das Sterben zu verstehen, darüber zu lesen und zu reflektieren. Als Nächstes müssen wir den Tod akzeptieren und uns von alten Bindungen vollständig lösen. Dieses Loslassen ist enorm wichtig, denn dann kann es ein „guter“ Tod werden. Monika Renz spricht von einem Neugierigsein auf das, was kommt, und Dr. Peter Fenwick sagt dazu: „Das ist deshalb sehr wichtig, weil man schwer Angst haben kann, wenn man gleichzeitig neugierig ist.“ So hat Renz die Erfahrung gemacht, dass diejenigen Menschen leichter gehen, die der Zukunft nach dem Tod neugierig entgegensehen.

Zum Loslassen beim Sterbeprozess gehört auch das Vergeben, Verzeihen und die Versöhnung. Wer klar Schiff machen kann, hat alles Irdische losgelassen. Wer sich unversöhnlich zeigt oder Altes mit sich herumschleppt und nicht loslassen kann, stirbt schwerer. Dies ist eine uralte Weisheit, die viele Menschen bei ihren Angehörigen bereits erlebt oder zumindest davon gehört haben.

Fazit

Ob Nahtod oder Sterbebett: Fenwicks Erfahrungen, Gespräche und Rückschlüsse sowie die Erkenntnisse anderer Wissenschaftler, wie er sie in seinem Buch „Die Kunst des Sterbens“ zusammengetragen hat, sind höchst aufschlussreich. Sie ermöglichen uns ein Sterben ohne Groll und mit der Hoffnung auf eine noch weitgehend unbekannte, aber offenbar buchstäblich lichterfüllte und liebevolle Zukunft.

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