Persönlichkeitsstrukturen erkennen, verstehen und ausbalancieren

Persönlichkeit Psychologie

Dirk Rottmann: „WIR – DU – ICH“ – über Energiezentren und Charakter

Das Thema Persönlichkeitspsychologie ist recht komplex. Umso lieber ist es uns, wenn ein Spezialist für dieses Gebiet ein Fachbuch vorlegt, in dem die verschiedenen Aspekte verständlich erklärt werden. Der Therapeut Dirk Rottmann hat mit „WIR – DU – ICH“ ein Werk auf den Markt gebracht, das Laien wie Fachleute anspricht. Im Untertitel „Persönlichkeitsstrukturen erkennen, verstehen und ausbalancieren“ wird deutlich, worum es in diesem Buch geht.

November 2021. Es ist eine Tatsache, dass der Mensch sich selbst häufig nicht mehr versteht. Meist sind Emotionen und Verhaltensweisen Anlass, darüber nachzudenken, warum man in einer bestimmten Situation so und nicht anders reagiert hat; vielleicht bereits zum wiederholten Male. Also sucht der Betreffende den Kern der Sache und oft die Schuld bei sich. Doch das ist in der Regel zu einfach und wird der Komplexität des Themas nicht gerecht.

Bedürfnisse von klein auf

Dirk Rottmann stellt uns in seinem Fachbuch zur Persönlichkeitspsychologie den Unterschied zwischen Bedürfnissen und Strategien vor. Echte Grundbedürfnisse sind unter anderem Kleidung, Essen, Gesundheit, Job, Geborgenheit und Liebe. Um diese Ziele zu erreichen, werden manchmal Strategien wie das Trinken von Alkohol eingesetzt, die ihrerseits keine Bedürfnisse sind.

Schon Babys wissen, wie sie ihre Grundbedürfnisse erfüllt bekommen. Dafür stehen auch ihnen diverse Strategien zur Verfügung. Rottmann spricht in diesem Zusammenhang von einem Einheitsimpuls, der sich aus zwei Unterimpulsen (Sub-Impulsen) zusammensetzt: einem zärtlichen und einem aggressiven Impuls. Am wichtigsten ist das Bedürfnis nach Sicherheit, das durch die Nähe zur Mutter und damit in Zusammenhang mit dem zärtlichen Impuls befriedigt wird. Dann folgt aggressiver die Suche nach Lust beziehungsweise das Vermeiden von Unlust. Dies sorgt für eine große Lebendigkeit, kann aber auch manchen Erwachsenen zur Verzweiflung treiben.

Charaktere formen sich mit der Zeit

Wir alle sind Individuen, das heißt, kein Mensch ist wie der andere. Dennoch gibt es Grundstrukturen, die uns alle verbinden. Daher lassen sich charakterliche Typen festlegen. Meist sind wir Mischwesen diverser Anlagen, aber es gibt Tendenzen. So lassen sich unsere grundsätzlichen Charaktermerkmale entdecken und erforschen. Noch wichtiger: Mit ein wenig Basiswissen können wir uns aus destruktiven Bereichen befreien. Der eine schafft das allein, ein anderer braucht einen Coach und ein Dritter eine professionelle psychologische Unterstützung. Es kommt immer auf die Erfahrungen an, die wir im Laufe unseres Lebens gemacht haben. Hat sich eine bestimmte Verhaltensweise über lange Jahre eingebürgert, ist es natürlich nicht so einfach, sich aus eigener Kraft daraus zu befreien.

Überlebensstrategien ersetzen die ursprünglichen Ziele

Da der Einheitsimpuls im Laufe des Heranwachsens meist verloren geht, wird die aggressive Seite stärker. Es gilt vor allem, Lust zu empfinden und Unlust möglichst gar nicht erst aufkommen zu lassen. Dabei wird häufig das eigentliche Ziel aus den Augen verloren und wir stehen unter einem erheblichen Druck. Schlimmstenfalls erwächst daraus Gewalt. Ansonsten sind wir eher lieblos zu uns selbst, wir rauchen oder trinken, schlafen zu wenig, stehen stark unter Stress, ohne uns um einen Ausgleich zu bemühen. Solche Überlebensstrategien, die sich im Laufe von Jahren aufgebaut haben, sind aber nicht die eigentlichen Ziele. Es ist also wichtig, sich selbst und damit auch die ursprünglichen Ziele wiederzufinden; schon deshalb, um sich nicht in Abhängigkeiten und Süchte zu begeben, die als Gefahren stets von diesen Strategien ausgehen.

Energiezentren als Charaktergrundlagen

Wir Menschen besitzen laut Rottmann drei Energiezentren, wobei meist eines stärker hervorsticht als ein anderes. Das suchen wir uns nicht aus, es geschieht unbewusst. Es handelt sich dabei um den Bauch, den Kopf und das Herz, die alle drei denselben Stellenwert haben. Es gibt also kein Besser- oder Schlechtersein, sondern nur bewertungsfreie Parallelität. Der Autor ordnet diesen Zentren die Charaktere Pragmatiker (Bauch), Theoretiker (Kopf) und Romantiker (Herz) zu. Sind alle drei Energien problemlos abrufbar, leben wir recht frei und unbeschwert, wir passen uns den unterschiedlichsten Lebenssituationen sehr gut an und bewahren Haltung. Da wir jedoch meist ein stärkeres Zentrum besitzen und die anderen mal stärker, mal schwächer auftreten, kommt es zur Ausbildung der verschiedenen Charaktere. So ist der eine auf das eigene Selbst bezogen und wenig am Wir interessiert, beim anderen ist es eher umgekehrt und so weiter …

Insgesamt kommt Rottmann auf drei Varianten pro Zentrum. Hat man seine eigene erkannt, kann man daran arbeiten, sich zu ändern, und dadurch ein besseres, weil wieder zielorientiertes Leben führen.

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