Sie sind hilfsbereit, fürsorglich, aufmerksam. Sie denken mit, hören zu, erinnern sich an Geburtstage und merken, wenn jemand nur „halb okay“ ist. Menschen mit einem anhänglichen Persönlichkeitsstil sind oft das Herz einer Gemeinschaft – in der Familie, im Büro oder im Freundeskreis. Ohne sie würde vieles auseinanderfallen. Aber: Wann wird aus gesunder Bindung emotionale Abhängigkeit?
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Wer bin ich ohne dich?
Der „anhängliche Stil“ beschreibt Menschen, die ihr eigenes Wohl oft hinten anstellen, um anderen zu helfen. In Partnerschaften sind sie treu, loyal, verständnisvoll – und oft mit einem schlechten Gewissen, wenn sie mal an sich selbst denken. Sie leben für das „Wir“, selbst wenn das „Ich“ dabei leise verschwindet.
In sozialen Berufen oder als Eltern blühen sie auf. Doch wenn der Wunsch zu gefallen stärker ist als das Gefühl, selbst entscheiden zu dürfen, geraten viele in emotionale Schieflage. Sie sagen „Ich will, dass du glücklich bist“ – und meinen: „Denn nur dann bin ich es auch.“
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Gesellschaftlich lange erwünscht
Besonders Frauen mit anhänglichen Tendenzen wurden gesellschaftlich über Jahrzehnte dafür gelobt, sich aufzuopfern. Doch Rollenbilder ändern sich. Heute wird von allen erwartet, autonom zu handeln, Entscheidungen zu treffen, sich abzugrenzen. Für viele „gute Kumpel“ eine echte Herausforderung – denn es fühlt sich falsch an, Nein zu sagen.
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Anzeichen, dass du dich hier wiederfindest:
• Du brauchst viel Bestätigung, ob du „es richtig machst“
• Du tust Dinge für andere, ohne dass sie darum bitten
• Du fühlst dich schuldig, wenn du nicht helfen kannst
• Du vermeidest Konflikte – auch auf deine Kosten
• Du ordnest deine eigenen Wünsche oft unter
• Du hast Angst, verlassen zu werden, wenn du „zu viel“ bist
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Was kann dahinterstecken?
Hinter dem anhänglichen Verhalten steckt oft kein Mangel an Stärke – sondern eine tiefe Sehnsucht nach Sicherheit. Diese Menschen haben oft gelernt: Nur wenn ich gebraucht werde, bin ich etwas wert. Oft beginnt dieses Muster schon in der Kindheit, durch Überverantwortung oder durch Eltern, die selbst unsicher waren.
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Und was jetzt? Der Weg zurück zur eigenen Mitte
Die gute Nachricht: Menschen mit anhänglichem Stil können lernen, gut für andere da zu sein – ohne sich selbst zu verlieren. Die Herausforderung liegt darin, zu erkennen, dass man nicht weniger liebevoll ist, nur weil man auch mal für sich einsteht.
In der Originalausgabe von Oldham & Morris findest du nicht nur eine fundierte Analyse dieses Stils, sondern auch 6 alltagstaugliche Übungen, die dich dabei unterstützen:
💡 deine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen
💡 Entscheidungen für dich zu treffen
💡 Grenzen zu setzen, ohne dich schuldig zu fühlen
💡 Harmonie nicht um jeden Preis zu erzwingen
💡 dich selbst zu akzeptieren, auch ohne „Hilfsfunktion“
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Fazit: Du bist nicht falsch – nur vielleicht ein bisschen müde
Wenn du dich in diesen Zeilen erkennst, bist du nicht allein. Du bist kein „Opfer“, keine „Klette“, keine „Übermutter“. Du bist jemand mit einem weiten Herzen – der nur lernen darf, dass auch Selbstfürsorge ein Akt der Liebe ist.
📘 Mehr dazu – und viele praktische Tipps – findest du im Buch „So bin ich eben!“ von Oldham & Morris.