Burnout – der Arbeitgeber kann helfen

Burnout Arbeitgeber

Burnout – Wenn die Arbeit krank macht

Ständige Erreichbarkeit, hohe Anforderungen im Beruf, Verpflichtungen zu Hause. Es gibt mehrere Gründe, wieso die Anzahl der psychisch bedingten Arbeitsausfälle von Jahr zu Jahr wächst. Die Weltgesundheitsorganisation WHO führt 50-60 Prozent aller beruflichen Fehlzeiten auf psychische Erkrankungen zurück. Die Tendenz ist steigend. [1]

Ein in diesem Zusammenhang oft genannter Begriff ist das Burnout-Syndrom.

Burnout ist heute für viele Menschen kein Fremdwort mehr. Immer häufiger hört und liest man im Fernsehen, in Fachzeitschriften oder in den sozialen Medien vom sogenannten „Ausgebrannt sein“.

Doch woran merkt man, dass man „ausgebrannt“ ist? Und wieso tun sich trotz medialer Aufmerksamkeit manche Experten schwer, eine Diagnose zu erheben?

Ein Zustand der völligen Ermüdung

Unter Burnout versteht man den Zustand der völligen psychischen und körperlichen Erschöpfung.[2] Meistens sind es berufliche Anforderungen, die zunächst zum Gefühl der Überforderung und weiter zu anhaltenden Stresssymptomen führen. Überdurchschnittlich stressige Phasen sind zwar ein Teil des Lebens. Gefährlich aber wird es, wenn es keine Regenerationsphasen gibt und selbst nach gewisser Schonzeit Symptome sich nicht langfristig bessern.

Die Bezeichnung dafür wurde 1974 von dem US-amerikanischen Psychotherapeuten Herbert J. Freudenberger geprägt, der das Burnout-Syndrom vor allem im Kontext mit Pflegeberufen nannte. Heute steht fest: Beschäftigte aller Berufsgruppen bis hin zu Schüler:innen können davon betroffen sein.

Häufig tritt das Burnout-Syndrom in Verbindung mit einer psychischen Krankheit auf. Als eigenständige Krankheit wird es offiziell noch nicht diagnostiziert.

Eine weitere Schwierigkeit: Burnout-Symptome sind vielfältig. Betroffene haben sehr unterschiedliche Beschwerden, die sich je nach Phase der Erkrankung verändern. Umso wichtiger ist es, selber erste Symptome der Ermüdung ernst zu nehmen und rechtzeitig den Hausarzt aufzusuchen, um Rat einzuholen.

Der Weg in die chronische Erschöpfung

In der frühen Phase eines Burnouts stecken Personen erhöhte Energie in ihre Aufgaben. Es kann sein, dass sie ein erhöhtes Arbeitspensum leisten, versuchen unrealistischen Arbeitsanforderungen gerecht zu werden oder durch Beruf und Privatleben eine Mehrfachbelastung haben. Emotionale aber auch physischer Anstrengung kann zum Burnout führen. Dazu kommt das Gefühl der Unentbehrlichkeit. Betroffene stellen ihre persönlichen Bedürfnisse hinten an. Die ersten Anzeichen eines Burnouts können Rastlosigkeit, Energiemangel und Schlafmangel sein.

Wie lange diese Phase anhält ist individuell. Werden die ersten Symptome ignoriert, kommt es zum Kipppunkt.

Symptome verschärfen sich

Flüchtigkeitsfehler nehmen zu und Terminabsprachen werden vergessen. Das Denken wird unflexibler und das Verhalten eingeschränkter. Betroffene fühlen sich durch Kritik schnell angegriffen und reagieren ungewöhnlich gereizt. Was folgt ist ein Rückzug aus dem sozialen Leben.

Auch psychosomatische Reaktionen können auftreten: von erhöhter Infektanfälligkeit über Kreislaufprobleme bis hin zu Verdauungsbeschwerden.

Erschöpfung und Mutlosigkeit prägen immer mehr den Alltag. In dieser Phase treten häufig Angst- und Panikattacken auf. Depression kann einsetzen. Die Sehnsucht nach dauerndem Schlaf ist groß. Im schlimmsten Fall häufen sich Selbstmordgedanken.

Was Arbeitgeber leisten können

Dass es bis zum Burnout gar nicht erst kommt, ist es wichtig, dass Arbeitgeber das Thema Burnout gezielt ansprechen und damit enttabuisieren. Gleichzeitig sollten sie ein Überblick über das Arbeitspensum ihrer Mitarbeiter:innen haben und sicherstellen, dass Überstunden zeitnah abgebaut werden. Wichtig dabei ist auch, den Kontakt mit Angestellten zu pflegen und in Mitarbeitergesprächen ein Gespür für Belastungsgrenzen zu bekommen. Ist der/die Mitarbeiter:in überlastet? Fühlt er/sie sich wertgeschätzt?

Nicht zuletzt sollte für Entlastungsangebote gesorgt werden. Von Sport- über Yogakurse bis hin zu ergonomischer Arbeitsplatzgestaltung und regelmäßigen Teamtreffen – wichtig ist: Das Angebot sollte zu den Mitarbeiter:innen und den Rahmenbedingungen passen.

 

Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, wie wichtig eine nachhaltige Arbeitsfähigkeit ist, welche Rolle dabei das Zulassen von Emotionen auch im Arbeitsleben spielt und welche Handlungsmöglichkeiten sich daraus für Führungskräfte und Mitarbeiter:innen ableiten lassen, empfehlen wir Ihnen das Buch „Grenzüberschreitungen zwischen Unternehmen und Gesellschaft. Herausforderungen im System Arbeit gemeinsam bewältigen“, herausgegeben vom Goinger Kreis e.V.

[1] AK Gesundheitsreport 2018: PDF

Giesert, Marianne / Ilmarinen, Juhani / Tempel, Jürgen, Arbeitsleben 2025: Das Haus der Arbeitsfähigkeit im Unternehmen bauen, 2012

[2] Duden | Burn-out | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft

Grenzüberschreitungen zwischen Unternehmen und Gesellschaft
Was haben Migrationsbewegungen, Digitalisierungsschübe, die Entwicklung globaler HR Standards und die Beschäftigungsfähigkeit von Jugendlichen gemeinsam? Alle diese Themen berühren das System Arbeit, stellen es vor neue Probleme, fordern es heraus und eröffnen gleichzeitig neue Möglichkeiten. Sie zeigen gesellschaftliche Brüche auf, Kontraste, Verschiebungen, weiten aber auch die Perspektive, öffnen den Blick für Fortschritt und Zukunft. Und damit tangieren sie die Personalarbeit in Unternehmen. Personalarbeit nicht im engen Sinne als Arbeit der Personalabteilung, sondern als die Art und Weise, wie Unternehmen sich dem Faktor Mensch widmen.
Goinger Kreis e.V.
Das Buch wird herausgegeben vom Goinger Kreis e.V., in dem sich seit 15 Jahren Personalverantwortliche namhafter Unternehmen, Nachwuchskräfte und Experten aus Wissenschaft, Beratung und Politik zusammengeschlossen haben, um den Themen Zukunft, Personal und Beschäftigung neue Impulse zu geben. Als Au

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